Wieso du mit Geschichten im Coaching arbeiten solltest

Storytelling

Kannst du dich noch an Geschichten aus deiner Kindheit erinnern? Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich habe sie geliebt. Das Erzählen von Geschichten hat eine lange Tradition. Sie werden seit vielen tausend Jahren in den verschiedensten Kulturen erzählt. Neben der rein erzählerischen Ebene transportieren sie Konflikte, Herausforderungen oder Dilemmata- Situationen. Bereits Sigmund Freud machte Anfang des 20. Jahrhunderts Geschichten zum Gegenstand seiner therapeutischen Arbeit. Auch die NLPler haben sich intensiv mit der nachhaltigen Wirkung von Geschichten beschäftigt und den Nutzen erkannt.

Die Kraft von Geschichten

Geschichten haben die Kraft, körperliche Reaktionen wie Lachen oder Weinen auszulösen. Sie eignen sich nicht nur besonders gut, um komplexe Muster und Botschaften verständlich zu vermitteln. Geschichten schaffen es auch, Werte und Haltungen zu transportieren, Empathie und Emotionen auszulösen, Identifikation zu schaffen und all das langfristig im Gedächtnis zu hinterlegen. Geschichten machen Fakten erlebbar und wirken anregend.

Storytelling im Coaching

Unter dem Begriff „Storytelling” findet das Geschichtenerzählen auch in Organisationen und Unternehmen ihre Anwendung. Im Coaching sind sie ein wirkungsvoller Hebel, um nachhaltige Veränderungsprozesse anzustoßen.

Funktionen von Geschichten im Coaching

Geschichten knüpfen an verschiedenen Ebenen an und können mehrere Funktionen haben:

  • Geschichten entspannen und unterhalten,
  • sie schaffen Distanz,
  • sie fungieren als Spiegel,
  • sie erleichtern einen Perspektivenwechsel,
  • sie regen die Phantasie an,
  • sie bleiben im Gedächtnis und wirken deshalb nachhaltig.

Mit ihnen können Problemsituationen bearbeitet und Lösungsimpulse gesetzt werden.Die Auswahl von Geschichten

Worauf du bei der Geschichtenauswahl achten solltest

  • Deine ausgewählte Geschichte sollte zum Anliegen deines/r Klienten/in passen.
  • Sie sollte es deinen Klientinnen ermöglichen sich wiederzukennen.
  • Sie sollte verschiedene Sinneskanäle ansprechen.
  • Sie enthält einen Protagonisten, der durch seine Handlung sich entwickelt und dazulernt.
  • Sie sollte eine klare Botschaft vermitteln und Antworten enthalten, die jedoch keine klaren Handlungsempfehlungen vorgeben.
  • Sie sollte möglichst wenig Bezug zum realen Leben deiner Klient/innen haben. Wenn nämlich das Gehirn „glaubt“, die Geschichte habe nichts mit ihm zu tun, funktioniert die „unbewusste Übertragung“ besser. 
  • Sie sollte eine Erzähl- oder Vorlesedauer von fünf Minuten nicht übersteigen, damit die Konzentration bestehen bleibt.

Wie du Geschichten im Coaching einführen kannst

Der Einsatz von Geschichten im Coaching ermöglicht es deiner/m Klienten/in, neue Perspektiven für sich zu entwickeln. Ich nutze Geschichten am liebsten, um sensible Themen anzusprechen und um Impulse für mögliche Problemlösungen zu setzen. 

Formulierungen für die Einleitung

Wenn ich mich für den Einsatz einer Geschichte entscheide, leite ich das gerne so ein:

  • „Wenn ich Ihnen so zuhöre, fällt mir dazu eine Geschichte ein. Darf ich sie Ihnen einmal erzählen/vorlesen?“
  • „Für den heutigen Einstieg in die Sitzung habe ich mir überlegt, mit einer Geschichte zu beginnen …“

Fragen zur Reflexion

Nachdem du die Geschichte erzählt bzw. vorgelesen hast, kannst du folgendes fragen:

  • „Was glauben Sie, hat die Geschichte mit Ihnen zu tun?“
  • „Was verbinden Sie mit dieser Geschichte?“
  • „Was glauben Sie, wieso ich Ihnen diese Geschichte erzählt/vorgelesen habe?“
  • „Welche Gedanken sind Ihnen während des Zuhörens gekommen?“

Tipp zur Vorbereitung

Bevor du die Geschichte erzählst, sage sie dir einmal laut auf. Solltest du  die Geschichte vorlesen, Sie sich diese ebenfalls vor dem Einsatz im Coaching 1-2 mal gut durch, um mögliches Verhaspeln zu vermeiden.

Meine Geschichte

In der Coachingausbildung wurde ich immer wieder gefragt, was der Unterschied zwischen Coaching und Beratung ist.
Als ich dann von dem Buchprojekt Erzählbar 2 erfahren habe, war das für mich der Anlass, die Antwort in einer kurzen Geschichte zu beschreiben.

Zwei Freundinnen

Eine junge Frau lebte in einem kleinen Dorf. Sie war glücklich und zufrieden und kam mit allen Bewohnern des Dorfes gut aus. Neben ihr wohnte eine alte Dame, um die sich die junge Frau regelmäßig kümmerte. Eines Tages verstarb die alte Dame und kurze Zeit später zog ein neuer Nachbar ein. Im Gegensatz zu der alten Dame war der neue Nachbar wenig an einem freundschaftlichen Kontakt interessiert und grüßte die junge Frau zu keiner Zeit. Die junge Frau war über das unfreundliche Verhalten des Nachbarn sehr verärgert.

Um ihrem Unmut Luft zu machen, verabredete sich die junge Frau mit einer Freundin aus einem Nachbardorf in einem Café. Nach einer kurzen Begrüßung setzen sich die beiden Frauen an einen kleinen Tisch und bestellten sich etwas zu trinken. Kaum dass sie die Bestellung aufgegeben hatten, begann die junge Frau von dem Nachbar zu berichten. Während ihrer Schilderung unterbrach die Freundin sie immer wieder und erzählte von ihren eigenen Nachbarschaftserfahrungen. Nachdem die junge Frau endlich ausgeredet hatte, gab die Freundin ihr eine Menge Ratschläge. Sichtlich überfordert beendete die junge Frau das Gespräch über den Nachbarn, in dem Moment als die Bestellung kam.

Einige Tage später trafen sich die beiden Frauen auf der Straße wieder. Die Freundin erkundigte sich gleich bei der jungen Frau, ob sie die von ihr gut gemeinten Ratschläge hätte umsetzen können. Auf die Aussage, dass sie nichts von dem gemacht hätte, reagierte die Freundin mit Kopfschütteln und man sah ihr das Unverständnis an. Da erwiderte die junge Frau: „Du ziehst ja auch nur die Schuhe an, die dir passen, oder?“, drehte sich um und ging.

Du suchst eine Geschichtensammlung für den Einsatz im Coaching?

Buchtipps

Als Mitautorin von „Erzählbar 2“, kann ich dir dieses Buch mit 112 Geschichten empfehlen. Du erhältst zu jeder Geschichte auch einen Anwendungsimpuls.

Geschichten für Coaching und Beratung Geschichtensammlung Bucay Coaching

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2 Gedanken zu „Wieso du mit Geschichten im Coaching arbeiten solltest“

  1. Liebe Andrea, ich wollte Dir ein gesundes, fröhliches und spannendes Jahr mit vielen tollen Begegnungen 🙂
    Ich wollte Dir nur mal sagen, wie gerne ich Deine Blog Beiträge lese! Wirklich toll!!
    LG Eva

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