5 Schreib-Methoden für den Coaching-Prozess

Schreibmethoden im Coaching

Meistens legen wir bei unserer Auswahl von geeigneten Methoden im Coaching eher den Fokus auf diejenigen Methoden, die wir innerhalb der Sitzung nutzen können. Dadurch geraten leider Methoden, die sich für die Unterstützung zwischen den Sitzungen anbieten, oftmals komplett aus dem Blick. Und das, obwohl gerade diese den Prozess beschleunigen können.

So gehören beispielsweise Schreib-Methoden zu denen, die deine Klient*innen bei ihrem Entwicklungs- und Veränderungsprozess zwischen den Sitzungen wunderbar unterstützen können. Das Beste daran: einmal erlernt, können sie von deinen Klient*innen zu einem lebenslangen, nachhaltigen Werkzeug werden, das sie auch nach dem Coaching mit dir weiterhin für sich als Selbst-Coaching-Tool nutzen können. 

Was das Schreiben im Coaching-Prozess leisten kann

Es gibt viele gute Gründe, dich für die Methode des Schreibens zu entscheiden. Eine erhöhte Selbstreflexion, ein verbesserter Zugang zu sich und zu den eigenen Emotionen sowie die Förderung der Lösungsfindung sind nur drei von einer Vielzahl von Gründen, die wir uns jetzt einmal genauer anschauen.  

Schreiben unterstützt die Selbstreflexion

Schreiben fördert die Selbstreflexion deiner Klient*innen. Du als Coach kannst diesen Vorteil für die Gestaltung deiner Coaching-Prozesse nutzen und deine Klient*innen durch den gezielten Einsatz schriftlicher Methoden gezielt bei der Förderung ihrer Selbstreflexion unterstützen. 

Schreibübungen bieten deinen Klient*innen die Möglichkeit, Distanz zu den eigenen Gedanken und Gefühlen herzustellen und so sich selbst und das eigene Verhalten wie aus der Sicht eines Außenstehenden zu betrachten. Zudem werden ihnen durch die schriftliche Formulierung ihre eigenen Erfahrungen, Handlungen, Erkenntnisse und Erlebnisse bewusst(er). Komplexe Themen, Zusammenhänge und die eigene Rolle werden oft wesentlich klarer und es entsteht die Möglichkeit, eine neue Perspektive auf Erlebtes zu erlangen und es neu zu bewerten. 

Schreiben ermöglicht den Zugang zu Gefühlen

Schreiben eröffnet die Möglichkeit, einen besseren Zugang zu den eigenen Gefühlen zu entwickeln, indem sie wahrgenommen und dadurch bewusster werden. Zudem hilft die Verschriftlichung, Emotionen besser einzuordnen und zu verstehen. Auch hier unterstützt eine beobachtende Perspektive den Prozess und macht eine  Neubewertung des Erlebten möglich. 

Schreiben fördert die Lösungsfindung

Schreiben fördert die Lösungsfindung. Angestoßen durch einen bewussten Reflexionsprozess entwickeln viele Klient*innen durch gezielte Schreib-Interventionen eigene Ideen und Lösungsansätze. Gefördert wird diese Entwicklung dadurch, dass Klient*innen beim Schreiben ihren Gedanken freien Lauf lassen und sich viele Themen dadurch wie von alleine sortieren können. 

Auf diese Weise können z.B. auch Schreibübungen als Hausaufgabe einen Coaching-Prozess wunderbar unterstützen, indem deine Klient*innen mit ihren Verschriftlichungen wieder ins Coaching kommen und ihr gemeinsam die Inhalte aufgreift und damit arbeitet.

Wann ist das Schreiben eine sinnvolle Hilfestellung für deine Klient*innen? 

Grundsätzlich ist Schreiben immer eine sinnvolle zusätzliche Hilfestellung für deine Klient*innen. Die eigenständige schriftliche und regelmäßige Reflexion des Coaching-Prozesses kannst du als Coach gleich zu Beginn der Zusammenarbeit anregen. So kannst du es als eine Art Standard etablieren und deine Klient*innen gleich von Anfang an daran gewöhnen. Denn klar ist: neue Dinge brauchen Zeit, bis wir sie verinnerlicht haben und sie zu Routinen werden können. Die erste Sitzung kann also ein guter Start dafür sein.

Für welche Klient*innen ist Schreiben besonders geeignet?

Für Klient*innen, 

– die dich aktiv danach fragen, was sie zwischen den Coaching-Sitzungen tun können. 

– denen es eher schwer fällt, z.B. ihre Gefühle, Gedanken und Wünsche in einem direkten Gespräch mit dir zu formulieren. 

– die sich lieber in einer gewohnten Umgebung befinden und Ruhe und Zeit brauchen, um ihre Gedanken zu formulieren. Ein Signal dafür kann bspw. Zurückhaltung im Gespräch sein. 

Häufig werden Klient*innen dann auch im weiteren Prozess offener und mutiger und teilen eher ihre Gefühle, Ängste und Wünsche, wenn sie erst einmal für sich einen guten Kontakt zu sich selbst herstellen. 

Noch mehr Methoden bekommst du hier:

Schreiben als Intervention – 5 Methoden 

Schreiben kannst du als Coach in verschiedenen Formen als gezielte Intervention im Coaching einsetzen. Fünf beliebte und durchaus wirkungsvolle sind:

Das Coaching-Tagebuch

Ziel: Optimale Nutzung des Coaching-Prozesses durch verbesserte Selbstreflexion.

Anleitung: Klient*innen unterstützt die gezielte Reflexion der Coaching-Sitzungen dabei, sich noch einmal aktiv mit dem Besprochenen und Erlebten auseinanderzusetzen, einen distanzierten Blick auf die im Coaching erarbeiteten Themen zu haben und sich an Erarbeitetes leichter wieder zu erinnern.

Es gibt keine feste Regel, aus welcher Perspektive deine Klient*innen ihr Tagebuch schreiben sollten. Ebenso ist es ihnen selbst überlassen, ob sie lieber in Stichpunkten, in ausformulierten Sätzen oder in Form eines inneren Dialogs ihre Notizen verfassen. Hier kommt es ganz auf ihre Vorlieben an.

Wichtig ist es hingegen deine Klient*innen zu einer Regelmäßigkeit des Schreibens zu animieren. So kannst du sie z.B. ermutigen, sich am Tag nach einer Coaching-Sitzung gezielt noch einmal Zeit für eine schriftliche Reflexion einzuräumen. Sie können in diesem Fall notieren, was ihnen besonders im Gedächtnis geblieben ist und was ihre Gedanken zur Sitzung sind. Biete ihnen auf jeden Fall an, ihre schriftlichen Gedanken in der Sitzung mit dir zu teilen, da sie auch dir in deiner Arbeit eine gute Hilfe sein können, die nächsten Schritte im Prozess zu planen und einzuleiten. Mach jedoch deutlich, dass das Teilen ein Kann und kein Muss ist. 

Darüber hinaus kannst du deinen Klient*innen anbieten, jeden Tag ca. 10 Minuten die Coaching-Themen und damit verbundenen Gedanken in einem Tagebuch festzuhalten.

Das Dankbarkeits- und Erfolgstagebuch

Ziel: Bewusstwerden der eigenen Erfolge sowie Stärkung des Selbstwertgefühls und der persönlichen Zufriedenheit durch die Fokussierung auf Positives. 

Anleitung: Das Notieren von Situationen, für die man dankbar ist oder in denen man Erfolge verzeichnen konnte, fördert nachhaltig die Bewusstwerdung dieser wichtigen und stärkenden Aspekte im Leben von deinen Klient*innen. Durch das Formulieren positiver Erlebnisse und Gedanken, gewinnen sie z.B. mehr Klarheit über ihre Kompetenzen und Ressourcen und stärken damit ihr Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen. 

Insbesondere bei Klient*innen, die dazu neigen, eher das Negative zu sehen, bietet sich solch ein Tagebuch an, da sie aufgefordert werden, sich auf positive Dinge zu besinnen. Sie können somit von negativen Gedanken Abstand nehmen und vermehrt die schönen Dinge wahrnehmen. 

Der „Unsent Letter”

Ziel: Dem Ärger Luft machen und Themen loslassen. 

Anleitung: Die Methode des Unsent Letter (deutsch: nicht gesendeter Brief) ist eine tolle Methode, um dem eigenen Ärger Luft zu machen, evtl. sogar mit Themen abzuschließen, ohne in eine echte Konfrontation mit einem Gegenüber gehen zu müssen. 

Du kennst es wahrscheinlich selbst, dass man einer anderen Person eigentlich schon immer gerne mal etwas sagen wollte, dies jedoch nicht tut. Um diese Situation aufzulösen, insbesondere wenn ein Gespräch aus verschiedenen Gründen nicht (mehr) möglich ist, bietet sich der Unsent Letter an. Er ermöglicht es, angestauten Emotionen ein Ventil zu geben und kann dabei helfen, Empfindungen zu ordnen und aus der Sprachlosigkeit und Verwirrung herauszukommen.

Bei der Methode des Unsent Letter schreiben deine Klient*innen einen Brief an eine Person oder Gruppe, denen sie schon immer mal etwas sagen wollten. Während sie schreiben, lassen sie ihren Gefühlen freien Lauf. Alles darf geschrieben werden, es gibt keine Einschränkung, kein Protokoll, keinen guten Ton, alles darf raus. Denn, auch wenn der Brief an ein Gegenüber adressiert ist, wird er niemals abgeschickt werden, so wie der Name der Methode schon verrät. 

Der Brief an mich

Ziel: Bewusstwerdung der eigenen Ziele und Motivation zur Zielerreichung.

Anleitung: Wenn deine Klient*innen sich der eigenen Ziele und Wünsche klar werden wollen, kann es unterstützend sein, einen Brief an sich selbst schreiben zu lassen. Bitte deine Klient*innen sich Zeit zu nehmen, über ihre individuellen Erwartungen und/oder Wünsche nachzudenken und sie in Briefform niederzuschreiben. Wenn sie möchten, können sie den verschlossen Brief bei dir abgeben und dir sagen, wann sie ihn zugesandt bekommen möchten. Oder sie verwahren ihn eigenständig und erinnern sich selbst daran, ihn zu einem bestimmten Zeitpunkt zu öffnen. 

Deine Klient*innen können einen solchen Brief nutzen, um aufzuschreiben, wie Sie in Zukunft leben möchten, welche Ziele sie haben und was ihre größten Wünsche und Träume sind. Dabei können sie verschiedene Bereiche wie z.B. Familie, Gesundheit, Finanzen, Beruf, Hobby, Persönlichkeitsentwicklung etc. mit einbeziehen.

Darüber hinaus kannst du deine Klient*innen dazu ermutigen zu überlegen, was sie gerne loslassen möchten und was zukünftig keinen Platz mehr in ihrem Leben haben soll.

Zur Öffnung des Briefes kannst du deinen Klient*innen folgende Refelxionsfragen mit an die Hand geben: 

  • Welche meiner Ziele habe ich umgesetzt?  
  • Welche Erwartungen sind erfüllt bzw. nicht erfüllt worden?  
  • Was sehe ich heute anders? Wie kam das? Was ist daran gut/nicht so gut?
  • Wo haben meine Pläne und Strategien besonders gut bzw. weniger gut funktioniert?  
  • Was kann ich für meine Zukunft daraus lernen und mitnehmen?

Über mein Geheimnis reden 

Ziel: Von Themen befreien und Gedanken lösen

Anleitung: Bei der Methode „über mein Geheimnis reden” geht es darum, dass deine Klient*innen Themen Raum geben, die sie mit niemand anderem teilen möchten. Da es sehr belastend sein kann, Themen nur mit sich auszumachen, kann diese Methode dabei helfen, das jeweilige Thema zu bearbeiten, ohne dass es ein zuhörendes zweites Gegenüber braucht. 

Für die Übung nehmen sich deine Klient*innen 7 Minuten Zeit und schreiben in dieser Zeit alles auf, was sie über ihr „Geheimnis” sagen wollen. Nach diesen 7 Minuten zerreißen oder verbrennen sie den Zettel und spüren nach: Wie fühlen sie sich nach dem Schreiben? 

Im zweiten Schritt schreiben die Klient*innen nun die Antwort auf diese Frage innerhalb von 3 Minuten auf. Durch diese Schritt-für-Schritt-Arbeit erleben die Klient*innen ihre Selbstwirksamkeit und können sich von Themen befreien und sich so selbst stärken.

Der Einsatz von Coaching-Methoden ist das Herzstück vieler Coaching-Sitzungen und unterstützt uns als Coaches unsere Klient*innen an ihr Ziel zu bringen. Doch längst nicht jede Methode erfüllt dabei den gewünschten Zweck. Woran liegt es, dass Methoden mitunter ihre Wirkung verfehlen? Im folgenden Beitrag teile ich mit dir 6 häufige Gründe, warum Coaching-Methoden manchmal nicht wirken. 

Du hast Lust auf weitere Methoden? Dann komm am 16.3.23 in meine Masterclass „5 Methoden, die immer funktionieren“: https://www.andrea-schloesser.de/methoden-masterclass/


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