3 Fehler im Coaching, die Schaden anrichten können

Wenn Coaching schaden anrichtet

Mit der Arbeit als Coach hast du die Möglichkeit, deine Klient*innen in vielerlei Hinsicht zu unterstützen. Du kannst deinen Klient*innen beispielsweise dabei helfen Probleme zu erkennen, Gedanken zu sortieren, Glaubenssätze und innere Antreiber zu identifizieren, Konflikte zu lösen, wichtige Entscheidungen zu treffen und ihre Ziele zu erreichen.

Coaching kann also eine absolut wertvolle Begleitung von Menschen sein. Doch wenn du als Coach gewisse Dinge missachtest, kannst du sogar Schaden im Coaching anrichten. Wodurch das passieren kann, liest du hier:

Fehler Nr. 1: Du arbeitest als Coach, obwohl du keine Coaching-Weiterbildung hast

Eine Coaching-Weiterbildung ist ein Muss für jeden Coach. Hier wird das Fundament für deine Arbeit als Coach gelegt. Du erhältst wichtiges Wissen, lernst geeignete Interventionen, Methoden und Ansätze und erfährst eine ganze Menge über dich selbst. Selbstreflexion ist ein zentraler Bestandteil der Coaching-Weiterbildung und mit eine der wichtigsten Voraussetzungen für gelungene Coaching-Prozesse.

Und natürlich sollte diese Selbstreflexion nicht mit Ende der Ausbildung enden. Immer wieder in Kontakt mit dir zu kommen, dich zu hinterfragen und den Blick auf die Themen zu richten, die dich bewegen und herausfordern, ist in der Coaching-Praxis von großer Bedeutung.

Dadurch gelingt es dir, dich nicht von den Klient*innen-Themen vereinnahmen zu lassen, dich abzugrenzen und die notwendige professionelle Distanz zu wahren. 

Des Weiteren spielt die Selbsterfahrung eine bedeutsame Rolle in der Weiterbildung. Nur wenn wir selbst erleben, wie welche Methoden wirken und was sie leisten können, sind wir später in der Lage, sie richtig im Coaching einzusetzen. Ohne diese Erfahrung fehlt dir ein wichtiger Indikator für den zielgerichteten Einsatz.

An dieser Stelle möchte ich darauf hinweisen:

Lebenserfahrung ist gut und hilfreich.

Seine Coachings jedoch einzig und alleine daraufhin aufzubauen, ist fahrlässig.

Fehler Nr. 2: Du reflektierst als Coach deine Coaching-Prozesse nicht 

Die Bereitschaft sich weiterzuentwickeln und das eigene Handeln kritisch zu hinterfragen, sollte für uns in unserer Arbeit als Coach selbstverständlich sein.

Ein hohes Maß an Selbstreflexion ist essenziell. Erst wenn du weißt, wie du tickst, deine eigenen Trigger kennst und steuern lernst, bist du auch wirklich in der Lage andere Menschen neutral und professionell zu unterstützen. Außerdem ist das eine große Chance für deine persönliche Entwicklung auch außerhalb vom Coaching-Setting.

Doch nicht nur die Selbstreflexion ist wichtig, sondern auch die Reflexion deiner Coaching-Prozesse, um eine kontinuierliche und optimale Prozessbegleitung zu gewährleisten.

Wenn du deine Herangehensweise hinterfragst, kannst du Schwachstellen identifizieren und geeignete Maßnahmen entwickeln, um diese zu beheben.

Tust du das nicht, können im Prozess Situationen entstehen, in denen du beispielsweise mögliche Zweifel oder Ängste deiner Klient*innen bestärkst und so deren Zielerreichung unmöglich machst.

Erkennst du beispielsweise mögliche Übertragungen nicht, in denen deine Klient*innen Gefühle, Erwartungen oder Wünsche auf dich als Coach übertragen, die eigentlich aus früheren Beziehungserfahrungen deiner Klient*innen herrühren, kannst du unbewusst in die Gegenübertragung gehen und deine Gefühle auf deinen Klient*innen übertragen.

Was so eine Dynamik auslösen kann, kannst du dir sicherlich vorstellen.

Um deine Herangehensweise im Coaching und deine Haltung zu reflektieren, kannst du dir z.B. nach der Coaching-Sitzung folgende Fragen stellen: 

  • Womit bin ich zufrieden?/ Was lief gut?
  • Was hat dazu beigetragen, dass es gut lief?
  • Was habe ich als herausfordernd erlebt?/ Was fiel mir schwer?
  • Was habe ich zum ersten Mal erlebt? Oder welche Herausforderung kam bereits häufiger vor? 
  • Wie erkläre ich mir das?
  • Wie habe ich mich gefühlt?
  • Was und wie kann ich beim nächsten Mal anders machen?
  • Bekomme ich das alleine hin oder brauche ich dazu Unterstützung?

Fehler Nr. 3:  Du kennst als Coach den Unterschied zwischen Therapie und Coaching nicht oder hältst die Grenze nicht ein

Großen Schaden kannst du als Coach anrichten, wenn du die Grenze zwischen Therapie und Coaching überschreitest. Dabei spielt es keine Rolle, ob du es bewusst oder unbewusst tust. Auch wenn die Übergänge fließend sind und wir Coaches mitunter die gleichen Methoden und Techniken wie Therapeuten*innen verwenden, sind wir aufgefordert, Warnzeichen zu erkennen und notwendige Konsequenzen zu ziehen. Es ist wichtig, sich an dieser Stelle über die Verantwortung als Coach bewusst zu werden. 

In der folgenden Tabelle findest du eine Übersicht über einige Abgrenzungen zwischen Psychotherapie und Coaching:

Coaching

  • geht davon aus, dass die Selbstmanagementfähigkeiten der Klient*innen funktionstüchtig sind (Ressourcen stehen zur Verfügung)
  • ziel- und ergebnisorientiertes Arbeiten
  • kurz- bis mittelfristige Unterstützung
  • Fokus berufliche und leichte private Themen
  • kann an verschiedenen Orten stattfinden

Psychotherapie

  • fehlende Selbstmanagementfähigkeiten führen oft zu einer Psychotherapie (Ressourcen stehen oft nicht zur Verfügung)
  • erkenntnisorientiertes Arbeiten und häufig ursachenorientiertes Analysieren von Problemen
  • eher langfristige Unterstützung
  • Fokus auf tiefergehende private und persönliche (psychische) Schwierigkeiten 
  • findet meist ausschließlich in der Praxis statt

Für uns Coaches bedeutet das, dass wir mit den grundsätzlichen Krankheitsmustern v.a. psychischer Krankheiten vertraut sein sollten, um sie im Zweifelsfall zumindest in Ansätzen im Coaching erkennen zu können.

Denn anders als im Coaching befassen sich Therapien grundsätzlich mit tiefergehenden privaten und persönlichen (psychischen) Problemen unter Berücksichtigung der individuellen Lebensgeschichte. Häufig verfügen Menschen, die eine Therapie beginnen über Krankheitssymptome gem. ICD10 (Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme). Das macht sie dann auch zu Patient*innen und nicht zu Klient*innen, wie im Coaching. 

Außerdem darfst du eine Psychotherapie auch nur dann ausüben, wenn du über eine Erlaubnis nach dem Psychotherapeutengesetz (PsychThG) verfügst. 

Ohne eine Zulassung als psychologischer Psychotherapeut oder als Heilpraktiker ist es verboten, Dienstleistungen durchzuführen, die die Diagnose und Behandlung von Krankheiten beinhalten.

Wir Coaches tun Gutes daran in Fällen, in denen Klient*innen im Coaching Anzeichen einer Krankheitssymptomatik aufweisen, offen im Coaching damit umzugehen und die Situation anzusprechen. Hier ist hilfreich gemeinsam zu überlegen, ob eine Weiterführung des Coaching-Prozesses sinnvoll ist und wie sie ggf. aussehen könnte.

Ignorieren wir Warnzeichen und versuchen uns selbst an einigen Themen, so nehmen wir unseren Klient*innen die Möglichkeit einer fachkundigen Unterstützung und machen uns unter Umständen sogar strafbar.

Mehr Informationen, wie du mit dieser Art von Herausforderung im Coaching umgehen kannst, kannst du hier nachlesen: https://www.andrea-schloesser.de/grenzen-des-coachings

Unumstritten ist, dass wir als Coaches gegenüber unseren Klient*innen eine hohe Verantwortung haben, der wir auch nachkommen sollten.

Wenn du dich nach einem Coaching unsicher oder überfordert fühlst, suche das kollegiale Gespräch oder nutze eine Supervision. Deine Klient*innen werden es dir danken.

Und bitte vergiss nicht, dass es dabei auch um deinen Schutz und deine Selbstfürsorge geht.


Folge mir auf facebookPinterest oder InstagramIch freu mich auf dich!

Andrea Schlösser Coaching leicht gemacht

Andrea Schlösser – Coaching leicht gemacht

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert