Was tun, wenn mein Klient meine Fragen nicht beantwortet?
Vor einiger Zeit habe ich eine Nachricht von einer Coach bekommen. Sie schrieb mir, dass sie einen Klienten hat, der ihr auf ihre Fragen nicht antwortet und sie nicht so richtig weiß, woran das liegt. Ein schönes Beispiel für unsere alltäglichen Herausforderungen als Coaches.
Dass uns Klient/innen auf unsere Fragen nicht antworten, kann immer wieder vorkommen. Die Ursachen dafür können vielfältig sein.
In meiner Praxis konnte ich jedoch die 3 folgenden Gründe immer wieder beobachten:
1. Wir wollen mehr oder gar zu viel
Im Prozess kann es immer wieder vorkommen, dass wir mehr als unsere Klient/innen wollen. Das kann passieren, wenn wir uns selbst mit dem Ziel stark identifizieren und uns mit ihm verbunden fühlen. Oder wir glauben bereits den Weg zur Zielerreichung zu kennen und sind ungeduldig. Für uns ist es schwer auszuhalten, dass unser/e Klient/in das eigene Tempo oder gar einen anderen Weg einschlägt. Oftmals ist das ein unbewusster Prozess von uns und wir merken gar nicht, dass unser/e Klient/in blockiert oder gar im Widerstand ist.
Hier sind wir gefordert, immer wieder uns selbst zu hinterfragen und gegen „unseren Weg“ anzusteuern.
2. Wir fragen zu viel
Unser/e Klient/in kann sich tatsächlich „überfragt“ fühlen. Dieser Eindruck kann zum einen entstehen, wenn wir zu viele geschlossene Fragen stellen und das Gespräch mehr an ein „Frage-Antwort-Spiel“ erinnert und weniger an einen konstruktiven Dialog zwischen uns und unserer/m Klient/en. Zum anderen geschieht es meist dann, wenn wir ihn/sie nicht in Ruhe nachdenken lassen und gleich eine weitere Frage stellen. Hier heißt es ganz klar: Tempo rausnehmen!
Wenn du lernen willst, wie du richtig gute Fragen stellst, dann sei in meinem Kurs dabei.
3. Unser/e Klient/in ist überfordert
Wenn unser/e Klient/in keine Antwort auf unsere Frage weiß, dann kann es gut sein, dass sie/er blockiert ist. Das geschieht, wenn wir Fragen stellen, die zu groß oder in der Vorstellung unserer/s Klienten/in zu weit weg ist. Stelle daher die Fragen etwas „verdaulicher“, also „kleiner“. Zum Beispiel anstatt zu fragen: „Wie sieht eine mögliche Lösung aus?“ lieber „Was könnte der erste Schritt sein (, um eine Idee zu entwickeln/um eine Lösungsstrategie zu finden)?“
Wenn wir wahrnehmen, dass unser/e Klient/in Stärkung braucht, macht eine kleine Ressourcenspritze durchaus Sinn. An dieser Stelle kannst du beispielsweise auf „bisher Erreichtes“ zurückblicken, um den Ressourcenspeicher wieder aufzuladen. Später kannst du dann den Bogen wieder zurück zum Thema schlagen.
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Ich selbst habe immer wieder festgestellt, daß meine Gesprächspartner redefreudiger werden, wenn ICH anfange, ein wenig von mir zum betreffenden Thema zu erzählen.
Meine Mutter hat sehr oft beklagt, daß wir ihre Fragen nicht beantworten, von uns nichts erzählen. Aber sie war bloß ungeduldig. Ehe ich eine Frage gut beantworten konnte, hat sie gleich zwei weitere gestellt.
Manchmal sind Fragen auch ungeschickt – d.h. für den Zuhörer nicht klar verständlich – gestellt. Dann sollte man die Fragen liebevoll nochmals und nochmals anders formulieren. (dieses Problem findet sich oft auch zwischen Schüler und Lehrer. ) Dieses Problem: was genau will der Andere jetzt eigentlich wissen, hören?
– Deine Artikel, liebe Andrea , finde ich immer sehr nett geschrieben. Danke!
Liebe Karin,
ja, das mit den Fragen ist so eine Sache :-). Das sie oft „ungeschickt“ formuliert werden sehe ich auch so.
Nicht umsonst heißt es ja auch „Die Kunst des Fragens“ und ich würde noch ergänzen „…will gelernt sein“.
Und Dankeschön für dein Feedback!
LG Andrea