3 Gründe, wieso Freunde coachen tabu ist

keine Freunde coachen

Gerade zu Beginn der Coaching-Tätigkeit, stellen sich die beiden Fragen „Wie und wo kann ich jetzt das Gelernte üben?“ und „Wie komme ich an erste Klient*innen?“. Auf beide Fragen kommt oftmals schnell die gleiche Antwort: Familie und Freund*innen. Auch von deren Seite ist es ähnlich, nämlich wenn deine Familie oder Freund*innen Unterstützung suchen und wissen, dass du jetzt Coach bist, kommen sie sicher auf dich zu. Man kennt sich, man ist vertraut miteinander und man will helfen und obwohl das so verlockend klingt, kann ich davon nur abraten.

3 Gründe, wieso du Freunde und Familienangehörige nicht coachen solltest:

Grund 1 – Du kannst ungewollt zur*m Geheimnisträger*in werden.

Stell dir vor, deine Freundin fragt dich wegen einer anstehenden beruflichen Entscheidung als Coach an. Du sagst zu und im Coaching erzählt sie dir dann, dass sie schon länger ihrem Freund fremdgeht und es ihm einfach nicht sagen kann. Sie weiß einfach nicht, wie sie das anstellen soll.
Jetzt nehmen wir an, du kennst ihren Freund und ihr seid gut befreundet. Was passiert wohl beim nächsten gemeinsamen Treffen?


Du stehst vor ihm und der Film fängt an zu spielen. Dir fallen die Worte deiner Freundin wieder ein und du kommst in einen inneren Dialog. Sollte er es nicht eigentlich erfahren? Das ist so unfair, dass er alles für sie tut und sie nicht ehrlich und offen zu ihm ist. Soll ich es ihm sagen?
Du kannst ihm natürlich nichts davon erzählen, da du deiner Freundin im Rahmen des Coachings Vertraulichkeit zugesichert hast. Du bist also der*diejenige, der*die nun Gewissensbisse bekommst und sich die Frage stellt, was ist jetzt richtig und was ist falsch?  

Deiner Freundin hingegen geht es gut, denn sie hat sich ja ihren Kummer bei dir von der Seele geredet und auch dem Freund geht’s prima, denn der weiß ja von nichts. Der einzigen Person, der es nicht gut geht, bist höchstwahrscheinlich du. 

Grund 2 – Du erfährst etwas, was du lieber nicht wissen wolltest.

Nehmen wir an, eine Freundin möchte mit dir als Coach ein auf den ersten Blick unverfängliches Thema bearbeiten. Doch während eurer Sitzungen stellt sich heraus, dass sie fremdgehen okay findet, du aber nicht. Oder nehmen wir einmal an, deine Freundin erzählt dir, dass sie bei der Prüfung betrogen hat, sich bei ihrem Freund einfach Geld aus der Brieftasche genommen hat oder sich als jemand ausgegeben hat, der sie gar nicht ist.

Alles können Punkte sein, die deinen Werten widerstreben und du einfach total enttäuscht bist. Was machst du dann? Die Enttäuschung hält definitiv länger als eine Coaching-Sitzung an und wird sich sehr wahrscheinlich auf eure Freundschaft auswirken.
Was also machst du mit Informationen, von denen du dir gewünscht hättest, sie nicht zu erfahren? Einfach vergessen? Das wird wohl nicht funktionieren.

Grund 3 – Dir fällt es schwer, die Grenze zwischen Freund*in und Klient*in einzuhalten.

Egal, um was auch immer es im Coaching geht, so kommt sicherlich das eine oder andere private Gespräch von euch irgendwann zu einem eurer Coaching-Themen. Ihr habt vielleicht sogar etwas in der Sitzung vereinbart und die nächsten Schritte definiert. Kannst du dich noch genau daran erinnern, was dir deine Freundin im Café erzählt hat und was dazu im Coaching? Die Trennung zwischen einer freundschaftlichen Unterhaltung und einem Coaching-Gespräch lässt sich in der Praxis bei Weitem nicht so leicht trennen, wie vielleicht gedacht.

Die Ebenen können sich schnell verwischen und deine Freundin kann von dir etwas erwarten, was du vielleicht gar nicht bereit bist zu geben oder deine Freundin will sich einfach nur bei dir ausheulen und du bist noch im Lösungsmodus von der letzten Sitzung und willst sie motivieren, ihr Vorhaben in die Tat umzusetzen. Solche Situationen bringen meist Irritationen, Missverständnisse und Verunsicherungen mit sich, und das auf beiden Seiten.

Über Geld spricht man nicht – oder doch?

Kommen wir jetzt noch zu einem weiteren Thema, das sich in dieser Konstellation als schwierig erweist – dem Honorar. 
Was kann, will und darf man eigentlich von seiner Freundin nehmen?
Sicherlich kennst du den Spruch „Bei Geld hört die Freundschaft auf.“
Wenn jemand eine Dienstleistung erbringt und dafür bezahlt werden will, ist das für die meisten eine klare Sache.

Doch wie ist das unter Freund*innen? Ist das dann eher ein Freundschaftsdienst und sollte unentgeltlich sein? Oder reicht es, mein Angebot billiger zu machen? Und ist das dann nur bei der ersten Sitzung umsonst oder günstiger oder coachst du dann über mehrere Sitzungen hinweg umsonst oder vergünstigt?
Also wie du siehst, entstehen da eine Reihe von Fragen, auf die es gar nicht so leicht ist, eine gute Antwort zu finden.

Was kannst du nun machen, wenn eine dir nahestehende Person mit einem Anliegen an dich herantritt?

Tipp 1 – Lehne das Coaching ab.

Erkläre ihr, wieso du das machst (zum Schutz eurer Freundschaft) und frag sie, ob du ihr einen Impuls geben kannst/sollst. Dann kannst du ihr einen geben, indem du beispielsweise sagst „Ich an deiner Stelle würde mir überlegen, wer mich bei meinem Vorhaben unterstützen könnte.“ oder „Ich würde mich hinsetzen und alles aufschreiben, was mich gerade beschäftigt.

Danach würde ich die Themen in eine Reihenfolge bringen und mit dem Thema beginnen, das zuerst geklärt werden muss.“, oder „Ich kann mir gut vorstellen, dass es hilfreich wäre zu überlegen, welche Konsequenzen diese Veränderungen mit sich bringen würde.“ So hat deine Freundin etwas zum Nach- und Weiterdenken, findet selber ihre Antworten und du bleibst schön außen vor und hast ihr trotzdem geholfen. 

Tipp 2 – Gib an eine*n Kolleg*in ab.

So bleibt eure Freundschaft geschützt und deiner*m Freund*in wird geholfen.

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