5 häufige Fehler von Coaches

Fehler im Coaching

Fehler gehören ganz klar zum Leben und ich behaupte, dass wohl jeder von uns schon mal mindestens einen gemacht hat. Und auch als Coaches agieren wir natürlich nicht fehlerfrei und handeln immer nach Lehrbuch. In meiner Praxis als Lehrcoach und in meiner Rolle als Supervisorin begegnen mir jedoch immer wieder Dinge, die sich in ähnlicher Form wiederholen. Ich betitele sie hier als „Fehler“ im Sinne von „irrtümlicher Entscheidung“. Einige Fehler können nämlich vermieden werden, wenn sie uns im Vorfeld einfach bewusst sind. Außerdem sollten wir uns natürlich darüber im Klaren sein, dass Fehler Auswirkung auf den Coaching-Prozess haben können, für den wir mit die Verantwortung tragen.


Fehler 1. Es fehlt ein klares Coaching-Verständnis

Die Persönlichkeit des Coaches ist DIE Hauptintervention im Coaching. Wir sind diejenigen, die den Prozess führen und gleichzeitig lenken. Je nachdem wie wir agieren und für welche Vorgehensweise wir uns entscheiden, nimmt das Einfluss auf unsere Klient*innen und auf das Coaching.  

Einige Experten gehen sogar soweit und behaupten, dass die Qualität der Coachings wie auch der Erfolg für die Klient*innen von der Persönlichkeitsentwicklung des Coaches abhängig ist.

Daher ist es wichtig, sich mit seiner Art und Weise des Coachens auseinanderzusetzen. Sich zu fragen, welche Annahmen mich in meiner Arbeit als Coach allumfänglich leiten, und damit meine ich jetzt nicht nur „Ich arbeite systemisch und beziehe das Umfeld meiner Klient*innen in das Coaching mit ein.“ Das alleine reicht nicht, und stellt nur ein Puzzleteil dar. Daraus geht nämlich beispielsweise nicht hervor, welche methodische Vorprägung wir mit in unsere Coachings bringen oder welche Filter wir als Coaches haben, die den Coaching-Prozess beeinflussen.

Wir brauchen also ein klares „Profil“ das unsere Werte, unsere Axiome, die No-Gos für unsere Arbeit und auch die Grenzen klar definiert. Nur so gelingt es meist, professionelle Coachings zu führen und einen eigenen unverwechselbaren Stil zu entwicklen, den deine Klient*innen auch gerne weiterempfehlen.

Kannst du die folgenden 5 Fragen beantworten? Wenn ja – wunderbar, wenn nicht, dann wäre jetzt ein guter Zeitpunkt mal drüber nachzudenken.

  • Welche Werte bilden dein Basis-Fundament für deine Arbeit?
  • Nach welchen Axiome arbeitest du im Coaching?
  • Welche theoretische Prägung liegt deiner Arbeitsweise zu Grunde?
  • Was sind No-Gos für dich in deiner Rolle?
  • Wo ziehst du die Grenze zu anderen Begleitungs-/Beratungsformaten?

Fehler 2. Es fehlt eine klare Struktur und Vorgehensweise

Da Coaching ein zielorientierter Prozess ist, braucht es auch eine zielführende Prozessführung. Das wiederum verlangt von uns Coaches eine klare Vorgehensweise. Fehlt diese, kommt der Prozess ins Stocken und dreht sich im Kreis. Auch wenn es unsere Aufgabe ist, mit den aktuellen Themen unserer Klient*innen zu arbeiten und daher offen sind, für das was unsere Klient*innen mitbringen, solltest du einen groben Ablaufplan besitzen, sodass dir der Fokus auf das Ziel nicht verloren geht.

Außerdem vermittelst du deinen Klient*innen mit einer klaren Vorgehensweise, dass du den Prozess im Griff hast und sie sich dir voll und ganz anvertrauen können. Kein*e Klient*in wird dir im unaufgeräumten Zustand Vertrauen schenken können, wenn sie von dir denken, dass du selbst unsortiert daherkommst. 

Ein routinierter Ablauf verhilft dir zu mehr Struktur und bietet deinen Klient*innen eine Vertrautheit in den gemeinsamen Coaching-Sitzungen. Überlege dir also, wie du deine Coachings sinnvoll strukturieren kannst.

Dabei helfen dir die folgenden Fragen:

  • Wie beginnst du eine Sitzung?
  • Wann klärst du das Sitzungsziel?
  • Nach welchen Kriterien wählst du deine Intervention aus?
  • Wann kommst du langsam zum Ende?
  • Wie gestaltest du die Sitzungsreflexion?

Fehler 3. Der Einsatz von Methoden steht im Vordergrund

In dem Buch „Was tun? Fragen und Antworten aus der systemischen Praxis“ von Fischer, Borst und v. Schlippe (was ich übrigens sehr empfehlen kann), steht gleich zu Beginn auf Seite 11 geschrieben: „Das Buch ist nichts für Tooligangs!“

Ich musste schmunzeln, da ich in den Ausbildungen auch immer wieder nach Methoden gefragt werde und oftmals auch ein Ausbildungstag nach der Anzahl der neu gelernten Methoden bewertet wird.

Doch Coaching ist viel mehr als nur der Einsatz von Methoden. Im Fokus sollte zunächst die Beziehungsgestaltung zwischen dir und deiner*m Klient*in stehen. Dann spielt die Gesprächsführung eine zentrale Rolle, dicht gefolgt vom Einsatz einer passenden und weiterbringenden Fragetechnik.

Auch die Arbeit beispielsweise mit Resonanzen und Übertragungen sind hilfreich für einen Coaching-Prozess. Und erst dann ist oftmals der Einsatz von Methoden angebracht und kann die Klient*innen auf ihrem Weg zum Ziel unterstützen. Doch sei dir bewusst, dass Methoden auch immer nur Mittel zum Zweck sind. Allein mit richtig guten Fragen, kannst du in vielen Coaching-Prozessen deine Klient*innen an ihr Ziel führen.

Wenn du deine Fragetechnik verbessern willst, dann melde dich zu meinem gratis Minikurs „In 5 Tagen zur besseren Fragetechnik“ gerne an.

Fehler 4. Es wird sich nicht kontinuierlich weitergebildet

Auch wenn du eine erfolgreich abgeschlossene Coaching- Ausbildung hast (die ich übrigens als zwingend erforderlich erachte, wenn wir professionell als Coaches arbeiten wollen), heißt das noch lange nicht, dass du „fertig“ bist. Ganz im Gegenteil, denn wir Menschen verändern uns unser Leben lang und können bis ins hohe Alter dazulernen.

Eine Grundausbildung reicht meist auch nicht aus, um alle Facetten des Coachings bedienen zu können. Viel zu komplex sind oftmals die Themen und Anliegen unserer Klient*innen.

Nicht ohne Grund schreiben einige Berufsverbände auch eine kontinuierliche Fort- und Weiterbildung vor, um die einst erlangte Zertifizierung aufrecht zu erhalten. Viel zu komplex sind oftmals die Themen und Anliegen unserer Klient*innen, um sie mit den Grundkenntnissen aus der Coachingausbildung effektiv zu begleiten.

Für einige Methoden und Ansätze ist ohnehin eine tiefergehende Auseinandersetzung nötig, um diese professionell im Coaching einsetzen zu können. Außerdem erhöht jede gute Fortbildung deine Handlungsfähigkeit im Coaching, was wiederum zu mehr Sicherheit in der Prozessführung führt.

Ich bin ja ohnehin ein totaler Freund von Fort- und Weiterbildungen. Obwohl ich weit mehr als 1000 Ausbildungsstunden schon genossen habe, stehen jedes Jahr verschiedene Fortbildungen auf meiner Agenda.

Im November steht bei mir beispielsweise Karrierecoaching mit dem ZRM auf dem Plan. Ich freu mich schon richtig auf neuen Input.

Das ist übrigens auch der Grund, weshalb ich Online-Kurse für Coaches anbiete, weil ich es selber als absolut bereichernd erlebe und weiß, wie wertvoll das für die eigene Praxis ist.

Schau dich also ruhig mal um und such dir ein Themenfeld aus, in dem du dich weiterbilden möchtest. Es muss ja auch nicht gleich eine Jahresausbildung oder mehrere Seminarwochen sein.

Fehler 5. Es wird keine (regelmäßige) Supervision genutzt

Gerade zu Beginn der eigenen Coachingtätigkeit machen wir oftmals noch Fehler. Wir sind beispielsweise nicht gut genug vorbereitet, wir klären den Auftrag und das Ziel nicht richtig, wir stellen die falschen Fragen oder fangen einfach ungefragt an zu beraten.

Supervision kann uns dabei unterstützen, uns selbst zu reflektieren. Dies ist wichtig und nötig, wenngleich das bedeutet, die eigene Vorgehensweise und sich in der Rolle als Coach in Frage zu stellen. Doch nur so kannst du wachsen und deinen eigenen Coaching-Stil definieren und verbessern.

Du entwickelst darüber hinaus ein Sensorium dafür, wie du in deinen Coachings reagierst, denkst, fühlst und handelst. Du schärfst deine eigene Wahrnehmung und lernst deine persönlichen Trigger kennen.

Des Weiteren kannst du in der Supervision deine Fragen stellen, die nächste Coaching-Sitzung mit deiner*m Klient*in vorbereiten und dir Best Practices holen.

Eine gute Anlaufstelle sind die Berufsverbände DGSv , DGSF und SG. Dort findest du in der Datenbank sicherlich den passende*n Supervisor*in für dich. Gerne kannst du dich natürlich auch an mich wenden.

Wir sind es unseren Klient*innen schuldig

Wir Coaches sollten uns immer wieder bewusst machen, dass auch wir von Blinden Flecken nicht ausgenommen sind und an uns arbeiten müssen, wenn wir eine solch verantwortungsvolle Rolle, wie der des Coaches, einnehmen wollen.

Ich bin mir jedoch sicher, dass unsere Klient*innen uns für unseren Invest dankbar sind :-;.

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Andrea Schlösser Coaching leicht gemacht

Andrea Schlösser – Coaching leicht gemacht

4 Gedanken zu „5 häufige Fehler von Coaches“

  1. Thomas Kleinvogel

    Hallo Andrea,
    vielen Dank für die o.g. Überlegungen. Mir fällt auf, daß bei den Coaches teilweise ein verheerender Mangel an Sachkunde hinsichtlich der relevanten Einflussfaktoren, die unsere Klienten prägen, herrscht. Beispiel:

    – Karriere-/Führungskräfte-Coaching (Mangel): Kenntniss der Organisationsstrukturen von Unternehmen

    Viele Grüße
    Thomas

    1. Andrea Schlösser

      Lieber Thomas,
      sicherlich ist das auch dem geschuldet, dass in den Coaching-Ausbildungen meist beigebracht wird, dass wir kein Fachwissen brauchen, da wir ja Coaches und keine Berater sind.
      Nichtsdestotrotz ist ein kontextbezogenes Wissen hilfreich und teilweise auch nötig, um optimal unterstützen und den Blick auf wesentliche Punkte lenken zu können. Da bin ich ganz bei dir.
      LG Andrea

    1. Andrea Schlösser

      Liebe Carola,
      ich habe meine Grundausbildung (3 Tage in Berlin bei Dr. Eilers gemacht) und einen Weiterbildungstag dazu bei der Deutsche Psychologen Akademie.
      LG Andrea

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