Schwierige Situationen gehören zum Coachingalltag immer wieder mal dazu. Nicht immer läuft nämlich alles so im Coaching ab, wie wir es in der Ausbildung gelernt haben. Viele Themen werden gar nicht angesprochen, die sich dann insbesondere für „Starter“ als ziemlich herausfordernd darstellen. Doch nicht nur sie kommen in Situationen, in der sie zunächst nicht gleich die „Lösung“ parat haben, die die Situation vielleicht abverlangt.
Wodurch entstehen schwierige Situationen?
Einige schwierige Situationen sind natürlich von Coaches „hausgemacht“ wie beispielsweise, wenn Coaches versuchen, die Klient*innen von seiner*ihrer eigenen Sicht der Dinge zu überzeugen und dann merkt, dass die Klient*innen in den Widerstand gehen und Äußerungen tätigen, mit denen der Coach nicht weiß umzugehen.
Tipp: Hier hilft Selbstreflexion und sich im Nachgang genau anzuschauen, welcher Teil in mir als Coach das Bedürfnis hatte, den*die Klient*in von meiner Sichtweise, Idee oder gar Lösung überzeugen zu wollen.
Andere schwierige Situationen ergeben sich häufig aufgrund des Kontextes. So ist das Arbeiten mit Menschen, die sich geschickt oder verpflichtet fühlen (wie beispielsweise im Job-Coaching oder auch im Kontext von Organisationen und Unternehmen) von Grund auf schwieriger als mit Menschen, die hochmotiviert und aus eigenem Antrieb zu uns kommen.
Tipp: Hier ist es wichtig, die Rahmenbedingungen gut zu klären. Sei dir darüber im klaren, dass die Ergebnisse, die mit Menschen im „Zwangskontext“ möglich sind, sich nicht mit den Ergebnissen vergleichen lassen, wie wenn jemand zu 100% dabei ist und sich eine Veränderung bzw. Entwicklung von ganzem Herzen wünscht.
Wieder andere Situationen kommen aufgrund der individuellen Persönlichkeiten von Coach und Klient*in zustande. So kommen wir beispielsweise in Übertragungen, gehen verschieden an Dinge heran, haben einen anderen Umgang mit Absprachen und verstehen etwas anderes unter einem respektvollen Umgang miteinander.
Tipp: Hier hilft in den meisten Fällen vor allem, sich klar abzugrenzen und sich immer wieder bewusst zu machen, dass es völlig ok ist, dass andere anders sind. Dazu gehört dann auch, dieses auszuhalten und seine Ambiguitätstoleranz zu trainieren. Deine Klient*innen zu verstehen heißt noch lange nicht, auch mit deren Sichtweisen, Ideen oder Lösungen einverstanden zu sein!
Unterschiedliche Situationen brauchen unterschiedliche Interventionen
Bevor ich dir jetzt einige Tipps gebe, ist mir ganz wichtig, dass du dir klar machst, dass schwierige Situationen nicht ohne Grund schwierig sind!
Hab also bitte nicht den Anspruch, dass du sofort einen guten Ausweg findest. Einige Tipps zur Selbstfürsorge findest du hier.
Schwierige Situationen lassen sich gut in die zwei Bereiche (während der Coaching-Sitzung und außerhalb der Coaching-Sitzung) einteilen.
Tipps für schwierige Situationen, in denen du während einer Sitzung reagieren musst:
- Gönn dir und deinen Klient*innen eine kurze Pause. Ein kurzer Setting-Wechsel (aufstehen und etwas laufen, Lüften, den Raum verlassen oder den Sitzplatz wechseln hilft manchmal schon, um kurz Abstand zu gewinnen, insbesondere wenn du emotional stark eingebunden bist.
2. Sprich die Situation offen an. Du könntest sowas sagen wie:
„Ich weiß nicht wie es Ihnen geht, doch ich erlebe xy gerade als wenig zielführend. Daher schlage ich vor, wir konzentrieren uns wieder auf ihr heutiges Ziel. Was sagen Sie dazu?“ oder
„Wenn ich mir die letzten gemeinsamen Minuten mit Ihnen anschaue, möchte ich Ihnen gerne ein Feedback geben, wie ich Sie/die Zusammenarbeit hier erlebe … Und daher möchte ich gerne die Sitzung heute beenden/Sie auffordern, xy zu tun/o. Ä. …“
3. Wenn du merkst, dass du während einer Sitzung nicht mehr in der Lage bist, deine Klient*innen gut zu begleiten, weil dir z.B. das Thema zu nahe geht, dann brich das Coaching ab und vereinbare einen neuen Termin. Denn – in einem schlechten Zustand können wir meist keinen guten Job machen.
Du könntest sagen: „Ich kann Sie heute leider nicht mehr so unterstützen, dass ich Ihnen und Ihrem Anliegen gerecht werde. Daher möchte ich gerne die Situation heute an dieser Stelle beenden und mit Ihnen nach einem neuen Termin schauen.“
Tipps für schwierige Situationen, bei denen du überlegen kannst, wie du dich verhalten möchtest.
Reflektiere das Geschehene in Ruhe, entweder alleine oder mit einer*m Kolleg*in . Ich stelle mir immer zuerst die Frage: Was gehört in wessen Verantwortung?
Ob der*die Klient*in beispielsweise sein*ihr Teilziel erreicht hat oder das Besprochene umgesetzt hat oder nicht, gehört nicht in meine Verantwortung.
Ob ich eine klare Linie in meiner Prozessführung habe oder nicht, gehört jedoch durchaus in meine Verantwortung. Ich durchlaufe gedanklich dann den ganzen Prozess und schaue mir die Themen an, an denen ich zunächst etwas verändern kann. Insbesondre im Hinblick auf die nächste Sitzung überlege ich mir genau, was ich verändern kann.
PS: Und denk dran, dass auch du als Coach durchaus (unbewusst) in einen Widerstand gehen kannst.
Zahlreiche Hilfestellungen zu Situationen, die im Coaching schwierig und herausfordernd sind, findest du in meinem neuen Buch.
Solltest du dich in einer Situation befinden, in der du dich im Kreis drehst und einfach keinen Lösungsansatz findest, dann buche eine Supervisions-Sitzung mit mir.
In dieser Sitzung besprechen wir dein Anliegen und finden gemeinsam eine Lösung. Ich verspreche dir, dass du mit einer Idee aus der Supervision gehen wirst.
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