Als 2018 das Job-Coaching-Buch von meiner Kollegin und mir beim Junfermann Verlag veröffentlicht wurde, hätte ich im Traum nicht daran gedacht, dass es so viele positive Bewertungen und Rückmeldungen bekommen wird, einmal eine 2. Auflage erscheint und die Presse es als Standardwerk auf diesem Gebiet bezeichnet.
Das alles erfüllt mich mit großer Freude und zeigt, dass die erhofften Hilfestellungen ihr Ziel erreicht haben.
Und obwohl das Berufsfeld nun schon in die Jahre gekommen ist, gibt es immer noch große Unterschiede zum klassischen Karriere-Coaching, auf die ich in diesem Beitrag näher eingehe.
Dafür lass uns zunächst einmal klären, was ein Job-Coach ist und was ihn*sie von anderen Coaches wesentlich unterscheidet.
Wenn du als Job-Coach tätig bist, kommen deine Klient*innen meist direkt von der Arbeitsagentur oder dem Jobcenter, da die Maßnahme „Job-Coaching” es sich zum Ziel gesetzt hat, Menschen dabei zu unterstützen, eine Arbeitsstelle zu finden.
Im Job-Coaching sollen je nach Problemstellung Lebensläufe erstellt, Bewerbungsunterlagen optimiert und Bewerbungsgespräche geübt werden, denn das Ziel ist es, eine Arbeitsstelle zu finden. Aufgrund dieser Aufgaben ergibt sich, dass du als Job-Coach nicht nur eine begleitende und unterstützende Funktion inne hast, sondern zwischen verschiedenen Beratungsformaten wechselst.
So bist du zu Beginn des Prozesses zunächst als klassischer Coach gefragt, der*die Ressourcen aktiviert und Klient*innen dabei unterstützt, eine individuelle Zielsetzung für den Prozess zu erarbeiten. Ist das Ziel klar, wirst du vom Job-Coach zum*r Berater*in. Vor allem dann, wenn es darum geht, einen Lebenslauf zu erstellen und ein Bewerbungsschreiben zu verfassen. Das verlangt übrigens Kenntnisse über den aktuellen Arbeitsmarkt und über gängige Bewerbungsverfahren. Sind deine Klient*innen im Bewerbungsprozess angekommen, schlüpfst du in die Rolle eines Trainers, wenn es um das Vorbereiten und Üben von Bewerbungsgesprächen geht.
Somit wird deutlich, wie umfangreich die Anforderungen und Erwartungen an die Rollenflexibilität der Job-Coaches sind. Für mich ist es unerklärlich, wieso einige Träger dafür noch nicht einmal eine fundierte Coaching-Ausbildung verlangen.
Doch darüber hinaus gibt es noch eine Vielzahl an weiteren Herausforderungen, die Job-Coaches zu meistern haben.
4 typische Hürden für Job-Coaches
Klient*innen kommen nicht immer freiwillig
Für den Coaching-Prozess ist Freiwilligkeit eine wichtige Basis für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit, die dem Job-Coaching leider mitunter fehlt. Viele Klient*innen kommen nicht freiwillig, sondern fühlen sich zu der Maßnahme eher „geschickt“ und im Extremfall zur Teilnahme sogar „gezwungen”.
Fehlende Aufklärung über den Prozessverlauf, Unwissenheit, Misstrauen oder schlichtweg Überforderung sind häufige Gründe, die Job-Coaches dann begegnen.
Während wir im Karriere-Coaching meist gleich mit dem Coaching-Ziel starten können, stehen hier zunächst die Themen Motivation und Beziehungsaufbau ganz oben auf der Agenda. Tempo drosseln, Vertrauen aufbauen und Zuversicht erarbeiten, sind nicht selten die ersten Schritte, damit das Job-Coaching überhaupt auf fruchtbaren Boden trifft.
Kontrakt besteht aus 4 Parteien
Besprechen wir im Karriere-Coaching meistens alles direkt mit unseren Klient*innen, so müssen im Job-Coaching vier Parteien berücksichtigt werden: Die auftraggebende Behörde, die durchführende Einrichtung, die*der Klient*in und der Job-Coach. Auf allen Ebenen werden miteinander und untereinander Verträge geschlossen. Diese Verträge regeln nicht nur die Rechte und die Pflichten der einzelnen Parteien, sondern werfen auch eine Reihe logistischer und ethischer Fragen hinsichtlich der Kommunikation und des Vertrauensverhältnisses zwischen Coach und Klient*in auf.
Eine zentrale Frage, die sich hier immer stellt: Wer spricht hier eigentlich wann mit wem über was? Eine gemeinsame, einheitliche und vor allem transparente Kommunikation zwischen allen Beteiligten findet im Job-Coaching nur bedingt statt. Hinzu kommt, dass Jobcenter oder die Arbeitsagentur hier die Auftraggeber sind und deshalb aktiv im Prozess mitwirken und den Ablauf bestimmen.
Damit nimmt das Thema Vertraulichkeit einen weiteren zentralen Platz in der Zusammenarbeit zwischen Job-Coach und und Klient*in ein.
Private Themen stehen im Mittelpunkt
Stehen im klassischen Karriere-Coaching vor allem die persönlichen Entwicklungsmöglichkeiten im Beruf im Fokus, wirst du als Job-Coach auch häufig private Themenbereiche mit deinen Klient*innen besprechen. Du wirst mit Menschen arbeiten, die eigene oder familiäre/partnerschaftliche Herausforderungen zu meistern haben. Ich kann mich noch gut an Klient*innen erinnern, die beispielsweise pflegebedürftige Elternteile zu Hause hatten und denen es kaum möglich war, sich auf ihre berufliche Tätigkeit zu konzentrieren, oder an alleinerziehende Mütter mit kleinen Kindern, die gesundheitlich eingeschränkt waren.
Denn klar ist: Viele Menschen sind nicht grundlos lange aus dem Arbeitsleben raus. So begegnet einem dann als Job-Coach nicht selten Hoffnungslosigkeit, Frust und ein wackeliges Selbstbewusstsein. Der Job-Coach baucht hier viel Fingerspitzengefühl und Empathie
Barrieren sind vorhanden
Sind beim Karrierecoaching meist alle notwendigen Ressourcen gleich zu Beginn vorhanden, treffen wir im Job-Coaching durchaus auch auf Barrieren, wie in kaum einem anderen Coaching-Bereich.
Sprachbarriere
Aufgrund von Flucht und Zuwanderung kommen auch vermehrt Klient*innen ins Coaching, die zum Teil noch wenig Deutschkenntnisse haben, wodurch die Kommunikation im Coaching-Gespräch erheblich erschwert wird. Hier sind dann vor allem viel Geduld und Flexibilität als Coach gefragt, um den Rapport zu den Klient*innen nicht zu verlieren. Unterstützende Hilfsmittel wie Bildkarten helfen hier beispielsweise, um die Verständigung zu verbessern.
Technikbarriere
Ist es für die einen völlig normal, zwischen PC, Laptop und Tablet für die Teilnahme am Coaching wählen zu können, steht anderen lediglich ein Handy zur Verfügung, was die Online-Arbeit stark einschränkt. Aufgrund der fehlenden technischen Austattung haben auch manche Arbeitssuchende weder die Möglichkeit noch die Kenntnisse, sich online zu bewerben. In diesem Fall sind wieder die Job-Coaches gefragt, die viel Zeit einplanen sollten, um zusammen mit ihren Klient*innen nach passenden Stellenanzeigen zu suchen, entsprechende Bewerbungen zu formulieren und diese gemeinsam zu versenden.
In der neuen Auflage meines Job-Coaching-Buches, erhältst du viele Tipps, wie du mit diesen Herausforderungen umgehen kannst. Du kannst es dir hier bestellen.
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