Als Coach begleitest du Menschen oft in sehr persönlichen, manchmal auch herausfordernden Lebensphasen. Du hörst zu, stellst Fragen, hältst den Raum – und bist dabei manchmal näher an einem Menschen dran, als viele andere es je sein werden. Gerade deshalb ist es so wichtig, achtsam mit dieser Verantwortung umzugehen.
In meiner eigenen Arbeit habe ich gelernt, wie entscheidend es ist, bestimmte Fehler zu vermeiden – nicht, weil wir perfekt sein müssen, sondern weil es unsere Aufgabe ist, ein sicherer und respektvoller Rahmen für Entwicklung zu sein. In diesem Beitrag teile ich mit dir einige zentrale No-Gos im Coaching, die dir helfen können, professionell, menschlich und wirkungsvoll zu arbeiten.
Dinge ansprechen, für die deine Klient*innen noch nicht bereit sind
Eines der größten No-Gos in deiner Arbeit als Coach ist es, Themen anzusprechen, für die deine Klient*innen noch nicht bereit sind. Auch wenn du vielleicht schon eine bestimmte Herausforderung oder ein Muster erkennst, bedeutet das nicht, dass es der richtige Zeitpunkt ist, dies zu thematisieren.
Deine Klient*innen müssen sich selbst in einem Prozess des Erkennens und der Bereitschaft befinden, um sich effektiv mit bestimmten Themen auseinanderzusetzen. Drängst du sie zu früh, kann das Vertrauen zerstört werden und der Coaching-Prozess ins Stocken geraten.
Respektiere ihre Grenzen und gehe behutsam mit sensiblen Themen um. Nur Themen, für die deine Klient*innen bereit sind, können erfolgreich bearbeitet werden.
Kein Coaching ohne Auftrag
Ein weiteres No-Go ist es, ohne klaren Auftrag zu coachen. Es ist unabdingbar, dass du und deine Klient*innen euch über die Themen und Ziele des Coachings einig seid. Wechsle nicht eigenmächtig die Themen, auch wenn du glaubst, dass andere Aspekte wichtiger sind.
Ein Coaching ohne Auftrag führt oft zu Verwirrung und Frustration bei deinen Klient*innen. Sie fühlen sich möglicherweise nicht gehört oder respektiert. Bleibe daher stets im vereinbarten Rahmen und halte Rücksprache, bevor du neue Themen einbringst.
Dies gilt auch für Freunde, Familienmitglieder, Partner oder Bekannte. In diesen persönlichen Beziehungen besteht eine besondere Gefahr, einfach drauf loszucoachen, obwohl wir gar nicht explizit danach gefragt wurden. Wir neigen dazu, helfen zu wollen, doch in solchen Fällen müssem wir uns in Zurückhaltung üben und nicht ungefragt etwas in Bewegung zu bringen.

Die Verantwortung übernehmen
Ein guter Coach übernimmt die Verantwortung für den Prozess, während die Klient*innen für ihre Themen verantwortlich sind. Deine Aufgabe ist es, den Rahmen zu schaffen, Fragen zu stellen und zu unterstützen. Die Klient*innen hingegen bringen die Themen ein und arbeiten aktiv an ihren Lösungen.
Übernimmst du zu viel Verantwortung, nimmst du deinen Klient*innen die Chance auf Eigenverantwortung und Selbstwirksamkeit. Darüber hinaus sind die Lösungen, die du als Coach anbietest, nicht die besten für deine Klient*innen. Führe und begleite sie, aber lasse ihnen den Raum, ihre eigenen Schritte in ihrem eigenen Tempo zu gehen.
Beratend Lösungen anbieten
eim Coaching stehen die Eigenverantwortlichkeit der Klient*innen und ihre Fähigkeit, Prozesse selbst zu steuern und Probleme eigenständig zu lösen, im Vordergrund. Es unterscheidet sich maßgeblich in der Arbeit als Berater*in. Daher solltest du darauf achten, dass du nicht in die Rolle des Beraters verfälltst und deinen Klient*innen eine Lösung ihrer Probleme anbietest. Und es ist auch einfach nicht notwendig, da es zahlreiche Tools gibt, mit denen wir bei der Lösungsfindung unterstützen können.
Es ist entscheidend, dass du die Perspektive deiner Klient*innen respektierst und anerkennst, auch wenn du persönlich anders handeln würdest. Ein offenes Ohr und echtes Interesse an ihrer individuellen Sichtweise sind wichtig für eine erfolgreiche Zusammenarbeit.
Denke daran: „Verstanden heißt nicht einverstanden.“ Dies kann dir helfen, die Perspektive deiner Klient*innen zu verstehen und dich in ihre Lage zu versetzen, ohne ihnen deine eigenen Lösungen aufzudrängen und ihre zu bewerten.
Mangel an Selbstreflexion und Weiterbildung
Ein weiterer Punkt, den ich ansprechen möchte, ist der Mangel an Selbstreflexion und Weiterbildung. Als Coach ist es unerlässlich, dass du dich kontinuierlich weiterentwickelst und deine eigene Arbeit reflektierst.
Nur so kannst du sicherstellen, dass du deinen Klient*innen die bestmögliche Unterstützung bietest. Vernachlässigst du deine eigene Weiterbildung und Reflexion, kann dies zu Stagnation und einem Verlust an deiner Professionalität führen. Dazu gehört neben deiner eigenen Weiterbildung auch regelmäßige Supervision. (Ich gehe übrigens selbst regelmäßig in Supervision). Sie bietet nämlich die Möglichkeit, deine Coaching-Prozesse von außen betrachten, neue Handlungsideen zu gewinnen und eigene blinde Flecken zu erkennen.
WICHTIG IST
Coaching ist mehr als ein Handwerk – es ist eine Haltung. Eine Haltung, die auf Vertrauen, Präsenz und ehrlichem Interesse basiert. Wir müssen nicht immer die perfekten Worte finden oder jede Situation im Griff haben. Doch wir sollten bereit sein, uns selbst immer wieder zu reflektieren, die Perspektive unserer Klient*innen einzunehmen und ihnen mit echtem Respekt zu begegnen.
Wenn du diese Stolperfallen vermeidest, gibst du nicht nur deinem Gegenüber Raum – du wächst auch selbst mit jedem Gespräch ein Stück mehr.
In der Coaching Summer Week erlebst du eine Woche voller echter Verbindung, kollegialem Austausch und persönlicher Weiterentwicklung. Dort unterstütze ich dich dabei, deine Coachingpraxis weiterzuentwickeln, blinde Flecken zu erkennen und neue Impulse zu gewinnen. Wenn du Lust hast, dich weiterzuentwickeln und Coaching nicht nur zu tun, sondern zu leben, bist du dort genau richtig.
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